Der Preis des Erfolgs: Entschleunigung in einer Welt der Hustle Culture

Jeden Tag wird in der heutigen Gesellschaft das Motto "Every day I'm hustlin" beherzigt, das eine kulturelle Strömung prägt. Diese Strömung verfolgt das Prinzip: schneller, höher, weiter. Die Vorstellung, dass mit unermüdlicher Arbeit alle Träume erreichbar sind, steht im Mittelpunkt der Hustle Culture. Dabei wird oft über die eigenen körperlichen Grenzen hinausgegangen, um nach Erfolg und Anerkennung zu streben. Doch stellt sich die Frage, ob dieser rastlose Weg wirklich erstrebenswert ist?

Entschleunigung in einer Welt der Hustle Culture

Kategorie | Lesedauer: 3 min | veröffentlicht am 09. Oktober 2024
Zielgruppe: Arbeitnehmer:innen & Arbeitgeber
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Hustle Culture

Der Wecker klingelt um 5:00 Uhr früh. Du springst aus dem Bett, stürzt deinen Selleriesaft hinunter und setzt dich nach der morgendlichen, kalten Dusche direkt an den Schreibtisch. Das Hustlen beginnt.

... aber jetzt nochmal zum Anfang:

Was bedeutet Hustle Culture?

"Hustle Culture" bezieht sich auf eine Arbeitsmentalität, die den Fokus auf übermäßigen ArbeitsaufwandSelbstausbeutung und die Priorisierung von beruflichem Erfolg über persönliche Gesundheit und Wohlbefinden legt.

Diese Kultur ermutigt oft dazu, unermüdlich zu arbeiten, lange Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen und sich ständig selbst zu optimieren, um berufliche Ziele zu erreichen. Obwohl Engagement und Ehrgeiz wichtig sind, kann Hustle Culture zu Burnout und negativen Auswirkungen auf die Work-Life-Balance führen. Es ist daher ratsam, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beruflichem Erfolg und persönlichem Wohlbefinden anzustreben.

55 Wochenstunden oder mehr in die Karriere zu investieren wird immer beliebter. Man will sich selbst verwirklichen, viel Geld verdienen und von außen Bewunderung einsacken. Dass man im Leben was erreichen möchte, ist etwas Wunderbares.

Die Hustle Culture boostet die Motivation von einzelnen und lässt die Produktivität in ungekannten Höhen steigern. Der Trend fördert die Idee, hart zu arbeiten und sich selbst zu pushen, mehr und mehr zu erreichen. Das Ideal: Sein Leben selbst in die Hand nehmen und etwas Glänzendes daraus machen.

Kurz: Lebe deinen Traum.

Aber wann wird die Hustle Culture zum Albtraum?

WHO UND ILO WARNEN

„Wer mehr als 55 Stunden pro Woche arbeitet, der hat ein erhöhtes Risiko an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben.“

Quelle: www.sciencedirect.com


Risiken der Hustle Culture

Die Worst-Case-Szenarien der WHO und ILO – Herzinfarkt und Schlaganfall – stehen am Ende eines Hustles, in dem man den Körper lange ignoriert. Die Risiken der Hustle Culture zeigen sich schon lange vorher.

Work-Life-Balance bricht zusammen

Wer seiner Karriere so viel Gewicht gibt, dass für andere Dinge kaum noch Lebenszeit übrigbleibt, läuft Gefahr, in ein Ungleichgewicht zu kippen. Beziehungen werden vernachlässigt, es fehlt der Ausgleich mit spaßigen Hobbies und entspannende Pausen rücken in weite Ferne. Zu bedenken: Geld und Erfolg spenden keine Geborgenheit.

Stress

Dass Stress aufkommt, wenn man mehr als 55 Stunden in der Woche arbeitet, klingt logisch. Aber selbst in den spärlichen Pausen können Hustlers nicht entspannen. Das Gefühl, dass eigentlich gerade etwas Produktives passieren sollte, dominiert meist.

Burnout

Wenn der Stress anhält, kann er bis ins Burnout führen. Hier ist Vorsicht geboten: Wer einmal ausgebrannt ist, kann dann monatelang nichts mehr leisten. Denn das Burnout ist ein anhaltender Erschöpfungszustand, der mit körperlichen und psychischen Symptomen einhergeht.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Wie die WHO und die ILO bestätigt haben, ist die Hustle Culture eine reale Gefahr für die Gesundheit. Das Risiko an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu sterben, steigt immens, wenn man über 55 Stunden in der Woche arbeitet.


Gegenperspektive

Sich etwas aufbauen zu wollen, worauf man stolz sein kann, ist absolut nichts Verwerfliches. Die Frage ist nur, ob man dafür seine emotionale und physische Gesundheit aufs Spiel setzen muss, oder ob Karriere nicht anders gedacht werden könnte. 

Ein anderer, aktueller Trend läuft nämlich in die gegensätzliche Richtung:

Eine Studie zur 4-Tage-Woche in Island konnte zeigen, dass die Produktivität mit Rückgang der Stunden nicht abnimmt, sondern sogar steigt. Es wurde effizienter gearbeitet und die Kommunikation lief besser.

Quelle: Iceland_4DW

Manchmal ist weniger einfach mehr. Dass jede:r seine eigene Balance im Arbeitsleben finden muss, ist klar. Es gibt kein allgemein gültiges Rezept dafür, wieviel Arbeit dich zur Zufriedenheit führen kann. Glück ist etwas sehr Individuelles. Klar ist aber, dass das Leben ein kostbares Geschenk ist und mehr Erfahrungswerte bietet, als sich abzurackern. Es lohnt sich nicht, das aufs Spiel zu setzen, nur um erfolgreich zu sein. Das heißt aber nicht, dass man auf Erfolg verzichten soll.

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5 Tipps, um mit dem Hustle umzugehen

Mit diesen Tipps gelingt es, etwas aufzubauen und gleichzeitig den Gefahren der Hustle Culture nachhaltig vorzubeugen.

1) Eins nach dem anderen

Um sich nicht zu überfordern, ist es hilfreich, in der Gegenwart zu bleiben. Mach eins nach dem anderen und konzentrier dich immer auf das, was du gerade tust. Wenn du in Gedanken schon bei der nächsten und übernächsten Aufgabe bist, entsteht Stress.

2) Zeitmanagement

Nimm dir morgens ein paar Minuten, um einen Zeitplan für den Tag zu machen. Überleg dir, wieviel Zeit du in eine Aufgabe investieren willst und halte dich daran. Es muss nicht immer alles perfekt sein. 

3) Realistische Ziele setzen

Nimm dir etwas vor, aber nimm dir nicht zu viel vor, sodass kein Frust aufkommt. Ziele sind wichtig, um auf Kurs zu bleiben. Steck sie aber eher kleiner und dafür öfter – das hilft, den Druck zu senken.

4) Pausen

Man glaubt gar nicht, wie wichtig es ist, Pausen einzubauen. Nicht nur, weil sie das Stresslevel signifikant senken können, sondern auch, weil man nach einem wohlverdienten Päuschen wieder viel produktiver und konzentrierter an den Schreibtisch zurückkehren kann.

5) Work-Life-Balance

Achte auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Pflege deine zwischenmenschlichen Beziehungen, gönn dir gelegentlich einen freien Nachmittag in der Sonne und mache einen Sport, der dir so richtig Spaß macht. Um chronischem Stress vorzubeugen, ist es unerlässlich, seine Freizeit als Kraftquelle zu nutzen.


Wir fassen zusammen

Selbstverständlich möchte man etwas aus sich und seinem Leben machen. Und es ist auch etwas sehr Schönes, wenn man stolz auf sich sein kann. Die Frage ist, wieviel Hustle dafür wirklich notwendig ist und wann er anfängt, das Leben zu belasten, anstatt glänzender zu machen. Kein Geld und Ruhm der Welt sind es wert, die emotionale und physische Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Und Karriere kann auch entspannter funktionieren.

 

Maria Schätzer, BA

Nach ausgedehnten Weltreisen und einer Yogaausbildung in Indien habe ich mit Mitte 20 mein Germanistik-Studium abgeschlossen und hatte einen Traum: das Schreiben zum Beruf zu machen. Mit den Jahren wuchsen meine selbstständigen Projekte, während ich mein Angestelltendasein immer weiter zurückschrauben konnte. Heute arbeite ich vollkommen selbstständig als Yogalehrerin und Autorin. Ich setze Biografien für Klienten um, schreibe Werbetexte und blogge. Diese Tätigkeiten erlauben es mir, weitestgehend ortsunabhängig zu arbeiten. Immer wieder reise ich mit meinem Notebook und hole mir weltweit Inspiration und Input für meine Texte.

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