Fach­kräf­te­man­gel: Dei­ne Me­ga-Vor­tei­le als Be­wer­ber:in

Du hast den Be­griff wahr­schein­lich schon hun­dert­mal ge­hört und ge­le­sen: der Fach­kräf­te­man­gel. Spä­tes­tens mit der Co­ro­na-Kri­se wur­de klar, dass es Ar­beit­ge­ber im­mer schwe­rer fällt, qua­li­fi­zier­te Ta­len­te für ih­ren Be­trieb zu ge­win­nen. Vie­le se­hen im Fach­kräf­te­man­gel ei­ne Be­dro­hung für den Ar­beits­markt - für dich als Job­su­chen­de*r be­deu­tet er al­ler­dings ei­ne gro­ße Chan­ce. Wir er­klä­ren dir, war­um.

Fachkräftemangel: Deine Mega-Vorteile als Bewerber:in

Was be­deu­tet ei­gent­lich Fach­kräf­te­man­gel?

Der Fach­kräf­te­man­gel ist grund­sätz­lich vom Ar­beits­kräf­te­man­gel zu un­ter­schei­den. Liegt ein Fach­kräf­te­man­gel vor, fehlt es Be­trie­ben vor al­lem an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal. Es man­gelt dem­ent­spre­chend an Er­werbs­tä­ti­gen, die ei­ne ge­wis­se Aus­bil­dung, Ar­beits­er­fah­rung oder ein Stu­di­um mit sich brin­gen.

Der Fach­kräf­te­man­gel ist ein an­dau­ern­des Phä­no­men, das die Wirt­schaft nach­hal­tig ne­ga­tiv be­ein­flusst. Da­her ist er zum Bei­spiel von ei­nem Fach­kräf­teen­g­pass, der nur für kur­ze Zeit be­steht, zu un­ter­schei­den. Der Fach­kräf­te­man­gel be­deu­tet nicht, dass der Ar­beits­markt über­all glei­cher­ma­ßen da­von be­trof­fen ist. Oft sind es nur ver­ein­zel­te Spar­ten, die be­son­ders dar­un­ter lei­den, kein ge­eig­ne­tes Per­so­nal zu fin­den, wäh­rend an­de­re wei­ter­hin flo­rie­ren.


Die Ur­sa­chen für den Fach­kräf­te­man­gel sind viel­fäl­tig:

Ein maß­geb­li­cher Fak­tor ist die Al­te­rung un­se­rer Ge­sell­schaft - im­mer mehr Fach­kräf­te er­rei­chen die Pen­si­on, wäh­rend we­nig Ta­len­te der jün­ge­ren Ge­ne­ra­ti­on nach­kom­men und die Lü­cken fül­len. Das be­zeich­net man als de­mo­gra­fi­schen Wan­del (Stich­wort: Al­ters­py­ra­mi­de).

Auch

  • schlech­te­re Löh­ne,
  • der wach­sen­de glo­ba­le Wett­be­werb und
  • die Au­to­ma­ti­sie­rung durch tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt

kön­nen zum Fach­kräf­te­man­gel bei­tra­gen.


Wie schlimm steht es um den Fach­kräf­te­man­gel in Ös­ter­reich?

Oft wird den Me­di­en vor­ge­wor­fen, dass sie den Fach­kräf­te­man­gel auf­bau­schen und ein Pro­blem aus dem Nichts er­schaf­fen.

Den­noch lässt er sich sta­tis­tisch nach­wei­sen: So ge­ben mehr als vier von fünf Be­trie­be (83 Pro­zent) in Ös­ter­reich an, Schwie­rig­kei­ten da­bei zu ha­ben, ge­eig­ne­tes Fach­per­so­nal zu ak­qui­rie­ren (EY-Stu­die Be­schäf­ti­gung und fach­kräf­te­man­gel im ös­ter­rei­chi­schen Mit­tel­stand, Fe­bru­ar 2022). Die­sel­be Stu­die be­stä­tigt auch, dass die un­zu­rei­chen­de Zahl an Fach­kräf­ten bei knapp 40 Pro­zent der Un­ter­neh­men zu Um­satz­ein­bu­ßen führt. Dass das Pro­blem auch ein ös­ter­rei­chi­sches ist, ist al­so nicht von der Hand zu wei­sen.


Wel­che Bran­chen sind be­son­ders be­trof­fen?

Dach Fach­kräf­te­man­gel gras­siert nicht in je­der Bran­che glei­cher­ma­ßen. Be­son­ders wäh­rend der Co­ro­na-Pan­de­mie, die vie­le Kün­di­gun­gen nach sich zog, ha­ben sich be­stimm­te Be­rufs­grup­pen her­aus­kris­tal­li­siert, in de­nen be­son­ders hän­de­rin­gend nach qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal ge­sucht wird.

Be­son­ders be­trof­fe­ne Bran­chen:

  • Gas­tro­no­mie
  • Pfle­ge
  • Tech­ni­sche Be­ru­fe
  • Me­di­zi­ni­sche Be­ru­fe
  • Hand­werk
  • MINT-Be­ru­fe (Ma­the­ma­tik, In­ge­nieur­we­sen, Na­tur­wis­sen­schaf­ten, Tech­nik)

Am län­ge­ren He­bel: Wie Be­wer­ber:in­nen den Fach­kräf­te­man­gel zu ih­rem Vor­teil nüt­zen kön­nen?!

Was für Un­ter­neh­men ei­ne gro­ße wirt­schaft­li­che Be­dro­hung und für Re­crui­ter ei­ne wah­re Müh­sal ist, kann für Be­wer­ber:in­nen am Ar­beits­markt tat­säch­lich ein Se­gen be­deu­ten. Egal, ob du ei­nen Uni­ver­si­täts­ab­schluss hast, oder quer ein­stei­gen willst: Der Fach­kräf­te­man­gel bie­tet dir die Ge­le­gen­heit, dei­ne bes­ten Kar­ten am Ver­hand­lungs­tisch mit dei­nem Trau­mun­ter­neh­men aus­zu­spie­len.


Vor­tei­le für Be­wer­ber:in­nen:

Ein­fa­che­rer Be­wer­bungs­weg

Der Fach­kräf­te­man­gel ver­langt von Un­ter­neh­men mehr Fle­xi­bi­li­tät in Sa­chen Be­wer­bungs­pro­zess ab. Ein per­fek­tes Bei­spiel ist hier­bei die ak­tu­ell sehr ge­frag­te Fun­nel-Be­wer­bung, in­ner­halb der du dich ganz oh­ne Le­bens­lauf und An­schrei­ben in we­ni­ger als 60 Se­kun­den be­wer­ben kannst.

Vie­le grei­fen auf das “Ac­tive Sour­cing” zu­rück - das be­deu­tet, dass nicht du nach ei­nem Job su­chen musst, son­dern Un­ter­neh­men ge­zielt auf dich zu­ge­hen. Mit ei­nem gu­ten Auf­tritt in so­zia­len Kar­rie­re-Netz­wer­ken wie Xing oder Lin­ke­dIn er­höht sich dei­ne Chan­ce, di­rekt von Un­ter­neh­men “ge­fun­den“ zu wer­den.

Hö­he­res Ge­halt

Der größ­te Vor­teil des Fach­kräf­te­man­gels für Ar­beit­neh­mer:in­nen liegt auf der Hand: Da um dein Ta­lent ge­kämpft wird, sitzt du am sprich­wört­li­chen “län­ge­ren He­bel”, was das Geld an­geht. Mit et­was Ver­hand­lungs­ge­schick kannst du beim Be­wer­bungs­ge­spräch im Ka­pi­tel Lohn­ver­hand­lung ein hö­he­res Ein­stiegs­ge­halt er­zie­len.

Da­bei gilt vor al­lem: Dreis­tig­keit siegt!

Da du weißt, dass das Un­ter­neh­men auf dich als Fach­kraft an­ge­wie­sen ist und dich un­be­dingt ein­stel­len will, kannst du hoch po­kern und ein Ge­halt vor­schla­gen, das dei­nen zu­künf­ti­gen Ar­beit­ge­ber vor ein paar Jah­ren viel­leicht noch ver­är­gert hät­te.

Aber Vor­sicht: Wenn du die Si­tua­ti­on dei­nes zu­künf­ti­gen Be­triebs nicht im Vor­feld rich­tig ein­siehst, kannst du dir auch die Fin­ger ver­bren­nen. In­for­mie­re dich al­so be­reits vor­ab dar­über, wie gut dei­ne Ver­hand­lungs­po­si­ti­on wirk­lich ist.

Die Qual der Wahl

An ei­nem ge­sät­tig­ten Ar­beits­markt gilt oft: “Friss oder stirb!”. Ar­beit­neh­mer:in­nen müs­sen sich oft mit dem erst­bes­ten Job­an­ge­bot zu­frie­den­ge­ben. Durch den Fach­kräf­te­man­gel er­langst du al­ler­dings mehr Fle­xi­bi­li­tät und kannst ge­nau ab­wä­gen, wel­ches An­ge­bot am bes­ten auf dich zu­ge­schnit­ten ist.

Die­ses Fak­tum kann auch bei den Ver­hand­lun­gen rund um den Ar­beits­ver­trag nütz­lich sein: In­dem du er­wähnst, dass an­de­re Fir­men bei­spiels­wei­se mehr Ge­halt oder ein fle­xi­ble­res Ar­beits­mo­dell an­bie­ten, kannst du dein Ge­gen­über beim Be­wer­bungs­ge­spräch un­ter Zug­zwang stel­len.

Mehr Be­ne­fits

Wir al­le stre­ben nach tol­le Be­ne­fits für Mit­ar­bei­ter:in­nen: Die op­ti­ma­le Work Life Ba­lan­ce. Der Fach­kräf­te­man­gel kann sie dir er­mög­li­chen, in­dem du bei der Ver­hand­lung je nach Vor­lie­be ein

  • hy­bri­des Ar­beits­mo­dell,
  • Gleit­zeit oder
  • Teil­zeit

an­sprichst. Dar­über hin­aus kannst du be­triebs­in­ter­ne Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­kei­ten oder Ziel­ver­ein­ba­run­gen ein­for­dern, um wei­ter an dei­nem Skill­set ar­bei­ten zu kön­nen. In ei­ner Bran­che, die vom “War for Ta­lents” be­trof­fen ist, wirst du schnell mer­ken, dass Be­trie­be hin­sicht­lich Fle­xi­bi­li­tät den ro­ten Tep­pich aus­rol­len, um sich dei­ne Fä­hig­kei­ten für ihr Un­ter­neh­men zu si­chern.

Die Zeit für Quer­ein­stei­ger:in­nen

Der Fach­kräf­te­man­gel bie­tet vor al­lem je­nen Men­schen, die schon im­mer mal um­sat­teln woll­ten, ei­ne ein­ma­li­ge Ge­le­gen­heit, lang er­sehn­te Träu­me wahr wer­den zu las­sen. Durch den Man­gel an qua­li­fi­zier­tem Per­so­nal sin­ken näm­lich auch die An­for­de­run­gen beim Job­pro­fil und die Qua­li­fi­ka­tio­nen von Be­wer­ber:in­nen wer­den nicht mehr so hoch ge­steckt. Wenn du ei­nen Neu­an­fang in ei­ner vom Fach­kräf­te­man­gel ge­plag­ten Bran­che an­strebst, soll­test du um­ge­hend die Chan­ce er­grei­fen. Im­mer­hin gilt: Pro­bie­ren geht über stu­die­ren!


War­um der Fach­kräf­te­man­gel auch ei­ne Chan­ce für Un­ter­neh­men ist?!

Na­tür­lich lässt der Fach­kräf­te­man­gel die Köp­fe der Per­so­na­ler und Ge­schäfts­füh­run­gen rau­chen. Die­se Not kann für Un­ter­neh­men al­ler­dings auch zur Tu­gend wer­den:

So kön­nen sie sich am Be­wer­ber­markt be­wei­sen, in­dem sie mo­der­ne Stan­dards set­zen, mit de­nen sie sich von der Mas­se ab­he­ben. Da­zu zählt zum Bei­spiel auch, Min­der­hei­ten, die bis­her zu Un­recht igno­riert wur­den, in den Be­wer­bungs­pro­zess ein­zu­bin­den. Das be­deu­tet nicht nur, die Frau­en­quo­te zu er­hö­hen, son­dern auch äl­te­re Men­schen und Per­so­nen mit Mi­gra­ti­ons­er­fah­rung oder Be­hin­de­rung ein­zu­stel­len. So kann ein Un­ter­neh­men mit gu­tem Vor­bild in Sa­chen In­klu­si­on vor­an­schrei­ten.

Au­ßer­dem kön­nen Un­ter­neh­men neue hy­bri­de Ar­beits­mo­del­le, die ge­ra­de an­ge­sagt sind, eta­blie­ren und so bei Ta­len­ten mit ih­rer Fort­schritt­lich­keit glän­zen. Ge­ne­rell kann der Fach­kräf­te­man­gel als Chan­ce ge­se­hen wer­den, um sich auch als Un­ter­neh­men mit ei­nem Früh­jahrs­putz in Sa­chen “Em­ploy­er Bran­ding” neu am Markt zu po­si­tio­nie­ren und ein zeit­ge­mä­ßes Image zu kre­ieren.


Wir fas­sen zu­sam­men

Der Fach­kräf­te­man­gel stellt für die Wirt­schaft ei­ne gra­vie­ren­de Be­dro­hung dar. Pro­gno­sen zur Fol­ge wird sich das Pro­blem auch in Zu­kunft wei­ter zu­spit­zen - ge­ra­de, weil die Be­völ­ke­rung in Ös­ter­reich wei­ter­hin al­tern wird.

Für Ar­beit­neh­mer:in­nen gilt es, die­se Miss­la­ge zu nut­zen. Mit et­was Ver­hand­lungs­ge­schick und Raf­fi­nes­se kannst du dei­ne Kar­riere­zie­le bes­ser ver­wirk­li­chen als je zu­vor. Der Fach­kräf­te­man­gel ist al­so die Ge­le­gen­heit für mehr Selbst­be­stim­mung und ein er­fül­len­des Ar­beits­le­ben.

Glei­cher­ma­ßen kann er für Un­ter­neh­mer:in­nen eben­falls ei­ne Chan­ce dar­stel­len, den ei­ge­nen Be­trieb auf den ak­tu­ells­ten und at­trak­tivs­ten Stand zu brin­gen.

Weitere News