Gehaltsverhandlungen on point! So klappt’s mit dem Wunschgehalt

Dass man sich mit anderen vergleicht, liegt in unserer Gesellschaft tief verankert. Wer kann was, wer hat wie viel und natürlich auch: Wer verdient wie viel? Der stetige Vergleich mit anderen birgt nicht immer nur positives. Speziell die Frage nach dem Einkommen ist eine, die aufgrund der Intransparenz in der Gehaltsfindung, seit Jahren gestellt wird. Wie es trotz alldem mit dem Wunschgehalt klappt, gibt’s hier nachzulesen:

Gehaltsverhandlungen on point! So klappt’s mit dem Wunschgehalt

Über Geld spricht man nicht - sollte es aber

Niemand möchte unfair behandelt werden, aber auch niemand möchte gerne so offen über das Gehalt sprechen. Mit diesem Thema wird also ähnlich wie einer Blackbox umgegangen: Es gibt zwar einige Rahmenbedingungen, die aufgrund rechtlicher Regelungen offen gelegt werden müssen, wie beispielsweise Kollektivverträge oder das Mindestgehalt in Stellenangeboten. Doch das sind lediglich sehr weite Parameter, die oft auf die tatsächliche Realität in der Gehaltsstruktur nicht wirklich schließen lassen können. Nichtsdestotrotz ist das Einkommen ein wichtiger Faktor und damit verbunden auch Gespräche darüber. Es bestimmt den Wert der eigenen Arbeitsleistung im Kontext des Unternehmens, der Branche, der Gesellschaft. 

Doch wie geht man mit einem solchen Thema um, welches zwar einen hohen Stellenwert hat, über das aber doch so wenig gesprochen wird – und wenn, dann nur hinter fest geschlossenen Türen? Wie wird eine Gehaltsverhandlung zum Erfolg und welche Argumente braucht man dafür? Hier sind meine Tipps:


#1 Frag dich selber WARUM?

Bevor man in ein Gehaltsgespräch startet, sollte man für sich folgende Fragen beantworten:

  • Warum vergleiche ich mich eigentlich?
  • Warum fühle ich mich in Bezug auf das Einkommen unfair behandelt?
  • Liegt die Unzufriedenheit wirklich am Gehalt oder am Arbeitsumfeld, den Rahmenbedingungen etc.?

Diese Auseinandersetzung mit sich selbst ist wichtig für die Verortung der Unzufriedenheit. Oft verbinden wir diese nämlich in einem ersten Schritt sogleich mit der Bezahlung, doch wenn man tiefer in sich hineinhorcht, wird einem schnell klar, dass es auch andere Faktoren gibt, warum man Unmut empfindet. Vielleicht liegt es doch an der Führungskraft, oder an der verwehrten Möglichkeit flexibel zu arbeiten?


#2 Recherche ist das A und O

Um sich beim vorherigen Punkt mehr Sicherheit zu verschaffen, hilft vor allem Recherche. Es gibt Studien zu den Gehältern je nach Branche und Bundesland, die regelmäßig durchgeführt werden. Diese geben Orientierung und sorgen oft schon für mehr Sicherheit im Vergleich zur eigenen Einstufung. Die Recherche muss aber nicht nur auf das WWW beschränkt sein: Wie sieht es eigentlich im familiären Umfeld aus? Was verdienen meine Freunde? Oft lohnt es sich auch, mit den verschiedensten Vertrauenspersonen im eigenen Umfeld zu sprechen, um sich ein Gefühl verschaffen zu können.


#3 Vergleich nicht Äpfel mit Birnen

Ein wichtiger Punkt, der oft bei all den Vergleichen und Recherchen übersehen wird, beschreibt das gute alte Sprichwort sehr gut: Bitte vergleiche nicht Äpfel mit Birnen! Gehalt ist nicht gleich Gehalt und somit lohnt sich der reine Zahlenvergleich oft nicht. Bitte bedenke auch immer, dass es sich oft um unterschiedliche Kollektivverträge (je nach Branche) handelt, die zB eine andere Wochenarbeitszeit vorschreiben. Beinhaltet das jeweilige Gehalt eine Mehrstundenpauschale oder eine All-In Regelung? Welche weiteren Benefits bietet das jeweilige Unternehmen an? Oft vergisst man, dass sich eine Entlohnung nicht nur am Nettobetrag orientiert, sondern ob es weitere (vielleicht sogar steuerbegünstigte oder -freie) Goodies gibt, die das Unternehmen bereitstellt. Auch diese sollten unbedingt in deiner Recherche Platz finden und jedenfalls mitberücksichtigt werden.


#4 Was hast du bisher geleistet

Im Zuge dieser vorherigen Überlegungen wird dir wahrscheinlich klarer, warum gerade du eine Gehaltserhöhung verdienst. Es braucht vor allem eine gute Argumentationsbasis, weshalb gerade dir eine Anpassung zusteht. Das Argument: „Alle anderen verdienen aber mehr.“ Wird alleine nicht fruchten. Zahlen und Statistiken sind der eine Teil, deine individuellen Leistungen der andere und vor allem auch wichtigere. Nimm dir die Zeit und stelle dir dein persönliches Erfolgsportfolio zusammen: Welches Projekt hast du erfolgreich abschließen können? Welche Herausforderungen musstest du meistern und wie hast du das geschafft? Welches positive Feedback hast du von wem erhalten? Je besser du dir über deine Erfolge im Klaren bist, desto höher ist dein Selbstbewusstsein im Gespräch.


#5 Sei dir sicher

Bevor du in das Gespräch startest, ist der letzte Vorbereitungspunkt jener, dass du dir im Klaren bist, welche Erwartungen du daran hast. Was möchtest du unbedingt erreichen und mit welchen Bedingungen gibst du dich zufrieden? Hier gilt es einerseits flexibel zu bleiben, aber sich andererseits auch nicht mit dem erstbesten Argument zufrieden zu geben. Schreibe für dich nochmals deine TOP 5 Argumente auf und spiele bei Bedarf auch gerne ein solches Gespräch mit einer Vertrauensperson durch, um so an Sicherheit zu gewinnen.


#6 Timing ist Alles

Nach dieser intensiven Vorbereitungsphase bist du gut gerüstet für dein Gehaltsgespräch. Wichtig ist jetzt nur noch das richtige Timing: Wann und wie du auf deine Führungskraft zugehst, liegt oft an der jeweiligen Unternehmenskultur. Gibt es fixe Termine im Jahr, wie beispielsweise ein MitarbeiterInnen-Gespräch? Dann wäre dies ein sehr guter Zeitpunkt, auch weil man hier sowieso über Feedback und Leistung spricht. Wichtig ist jedenfalls, dass man sich einen gemeinsamen Termin fixiert, der auch so im Kalender eingetragen wird. Ein schneller und kurzfristiger Termin oder Geplaudere am Gang soll es bitte nicht sein. Du hast dich bereits so gut vorbereitet, jetzt nimm dir auch die Zeit und lege alle deine Argumente in Ruhe offen dar. Ein kleiner Pro-Tipp: Verwende lieber das Wort „Gehaltsanpassung“ anstatt „Gehaltserhöhung“, da dieses mehr Spielraum offen lässt.

Fazit

Wie man sieht: Eine gute Vorbereitung und Auseinandersetzung mit diesem Thema ist bereits der halbe Erfolg! Sich klar zu werden, was die Ursache der Unzufriedenheit in diesem Kontext ist, stellt für mich die Basis für alle weiteren Überlegungen und Gespräche dar. Denn genau auch dies kann als Frage formuliert, während des Gehaltsgesprächs aufkommen. Dann ist es jedenfalls gut und zeugt von einer Auseinandersetzung damit, eine Antwort darauf zu haben. Dieser Umstand wiederum fördert ein Gespräch auf Augenhöhe, welches speziell dieser Austausch sein sollte.

Hier bloggt:

Andrea König - karrieregeflüster

Andrea König, karrieregeflüster.com

Andrea König ist Soziologin, Blogger & Karriere Coach und spezialisiert auf die Themen rund um New Work, New Leadership und Female Empowerment. Sie blickt auf über 10 Jahre einschlägige Erfahrung im HR-Bereich zurück, zuletzt vor allem als HR Trend Scout und Employer Branding Specialist. Ihren Karriere-Blog „Karrieregeflüster“ startete sie, um ihre beruflichen Erfahrungen und Eindrücke zu teilen. Andererseits ist es ihr ein Anliegen, die aktuellen Trends in der Arbeitswelt kritisch zu beleuchten und zu diskutieren.

 

Weitere News

footer region background